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Wie man mit Kundenanfragen nach schmerzhafter Massagetechnik umgeht, steht im Mittelpunkt von zwei Beiträgen im Massage Magazine1Eric Stephenson Massage Pressure: When is it Too Much (or Not Enough)? 8. Juli 2018 und Angela Lehman: How to Handle Client Requests for Painful Massage Pressure. 15. Jänner 2025., von denen sich der erste mit der Frage beschäftigt, wann der in der Massage angewandte Druck zu stark oder zu schwach ist.
Wenn Menschen an eine intensive Massage denken, verbinden sie diese oft instinktiv mit starkem Druck. Doch für die Beantwortung dieser Frage ist es entscheidend zu verstehen, dass sowohl Druck als auch Schmerz subjektiv und individuell sind – es geht nicht um eine objektiv messbare Druckstärke.
Der Grund dafür liegt darin, dass Schmerz nicht allein durch die physische Einwirkung des*der Masseur*in entsteht, sondern vielmehr durch die Reaktion des Gehirns der behandelten Person. Diese Wahrnehmung wird von verschiedenen physiologischen und psychischen Faktoren beeinflusst. Daraus folgt unmittelbar, dass die „optimale“ Druckstärke individuell unterschiedlich ist. Zwei Menschen können denselben Reiz erfahren, ihn jedoch aufgrund von Umgebung, Schmerztoleranz, Gemütszustand und früheren Erfahrungen völlig unterschiedlich empfinden – von angenehm über unangenehm bis hin zu schmerzhaft oder unerträglich.
Die Wahl des „richtigen“ Drucks ist daher entscheidend für die Qualität einer Massage. Ein zu starker, als unangenehm empfundener Druck kann unwillkürliche Kampf-, Flucht- oder Erstarrungsreaktionen auslösen, was der Entspannung entgegenwirkt. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass der*die Behandler*in regelmäßig nachfragt – idealerweise zum ersten Mal innerhalb der ersten fünf Minuten. Dies signalisiert dem*der Kund*in, dass das Feedback aktiv in die Behandlung einfließt.
Um den Kundinnen mehr Wahlfreiheit zu lassen, empfiehlt der Massageexperte Eric Stephenson2Massage Pressure: When is it Too Much (or Not Enough)? 8. Juli 2018., eine offene Frage wie: „Möchten Sie mehr Druck, weniger Druck oder ist das so angenehm?“ Solche Nachfragen sollten während der Behandlung mehrfach erfolgen – bei Entspannungsmassagen in der Regel seltener und abhängig davon, wie vertraut sich Behandler*in und Kund*in bereits sind.
Besonders wichtig sind Nachfragen, wenn der*die Kund*in nonverbale Signale gibt. Auf diese zu achten, ist essenziell. Veränderungen in der Atmung, angespannte Finger oder eine allgemeine Körperspannung können beispielsweise darauf hinweisen, dass der Druck angepasst werden sollte. Ebenso ist zu beobachten, ob sich der Körper der Berührung öffnet oder eher mit Verspannung reagiert. Die Wahrnehmung und Berücksichtigung solcher nonverbalen Zeichen bildet die Grundlage für die Kunst, das richtige Maß an Druck zu finden – und dabei zu bedenken, dass dieses je nach Körperbereich variieren kann.
Ein häufiger Fehler ist es, anzunehmen, dass der Druck, den man als Behandler*in selbst für angemessen oder angenehm hält, auch für den*die Kund*in ideal ist. Dies kann dazu führen, dass der Druck entweder zu stark oder zu schwach ist. Ein unangemessener Druck hat nicht nur zur Folge, dass Kund*innen unzufrieden sind und keine weitere Massage buchen, sondern kann – insbesondere bei zu starkem Druck – sogar Ängste vor weiteren Behandlungen auslösen. Im schlimmsten Fall kann sich eine solche negative Erfahrung auf das Ansehen der gesamten Branche auswirken.
Laut der Massageexpertin Angela Lehman3How to Handle Client Requests for Painful Massage Pressure. 15. Jänner 2025. sollte man bei Kund*innen, die sich stärkeren oder gar schmerzhaften Druck wünschen, zunächst prüfen, ob dieser tatsächlich dazu beiträgt, die vereinbarten Ziele der Behandlung zu erreichen. Es ist nämlich ein weit verbreiteter Irrtum, dass mehr Druck automatisch eine bessere Wirkung erzielt – im Gegenteil, zu starker Druck kann sogar kontraproduktiv sein. Daher sollten folgende Fragen berücksichtigt werden:
Zu Punkt 1:
Zeigen sich während der Behandlung nonverbale Signale wie Anspannung, veränderte Atmung oder eine geschlossene Körperhaltung, kann das ein Hinweis darauf sein, dass der Druck zu stark ist und der*die Kund*in sich nicht (mehr) entspannt und damit der Behandlung gewissermaßen verschließt. In diesem Fall sollte dem Wunsch nach mehr Druck nicht entsprochen werden. Anders sieht es aus, wenn erfahrene Kund*innen stärkeren Druck bewusst annehmen und sich dadurch besser auf die Behandlung einlassen können.
Zu Punkt 2:
Menschen, die ihren Körper gut kennen, wissen in der Regel, was ihnen guttut und welche Art von Druck sie benötigen. In diesen Fällen kann festerer Druck durchaus sinnvoll sein. Problematisch ist es jedoch, wenn Kund*innen glauben, dass eine Behandlung nur dann wirksam ist, wenn sie fest ist und Schmerzen verursacht. Hier ist es wichtig, falsche Vorstellungen zu korrigieren und gegebenenfalls Alternativen aufzuzeigen.
Zu Punkt 3:
Auch Behandler*innen haben (selbstverständlich!) körperliche Grenzen. Es ist essenziell, diese zu respektieren, um die eigene Gesundheit nicht zu gefährden. Wer sich selbst überlastet, riskiert langfristige Schäden und kann auf Dauer keine qualitativ hochwertigen Behandlungen mehr anbieten.
Die wichtigsten Aspekte im Umgang mit dem Wunsch nach stärkerem Druck, um eine individuell abgestimmte und wirkungsvolle Behandlung zu gewährleisten, sind:
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