Shiatsu im Wandel: Von den Ursprüngen zu einem europäischen Verständnis
Weiterentwicklungen des Shiatsu
„Japanese Shiatsu is Namikoshi Shiatsu, Namikoshi Shiatsu is Japanese Shiatsu“, wie es Katsusuke Serizawa zum 80. Geburtstag von Tokujiro Namikoshi formulierte1Zitiert nach www.shiatsupractor.org/isac/newsletter3.htm; der Link ist aktuell nicht mehr verfügbar., beschreibt zugleich die rechtliche Situation von Shiatsu in Japan. Ausschließlich das in der Tradition von Tokujiro Namikoshi stehende Shiatsu wird für die staatliche Registrierung anerkannt. Aus der Tradition des Namikoshi-Shiatsu gelten darum alle Weiterentwicklungen des Shiatsu als Abwandlungen oder Abweichungen („Derivative Shiatsu“).
Wenngleich in vielen Ländern und teilweise auch in Japan Shiatsu mit der traditionellen chinesischen Medizin assoziiert wird, hat Tokujiro Namikoshi explizit festgehalten, dass das von ihm entwickelte Shiatsu keinen Einfluss der Kampo-Medizin, der japanischen Form der TCM, beinhaltet. Die Einbeziehung von beispielsweise Meridianbehandlungen, wie sie in Japan in den 70er-Jahren populär wurde, betrachten die Anhänger der Namikoshi-Tradition deshalb als Abweichungen vom „wahren“ Shiatsu. Verbreitete Formen sind Tsubo Shiatsu, Meridian Shiatsu, Zen Shiatsu, Tao Shiatsu, Oha Shiatsu und Macrobiotic Shiatsu.2Die Bezeichnung „Derivate Shiatsu“ wie auch die nachfolgenden Kurzbeschreibungen der Stile beruht auf den Ausführungen der Shiatsupractor´s Association of Canada (SPAC; www.shiatsupractor.org):
Tsubo Shiatsu wurde etwa 1980 entwickelt und geht auf Dr. Hiroshi Ishizuka zurück. Bekannt wurde Tsubo Shiatsu durch das gleichnamige Buch von Kiyoshi Ikenaga.
Meridian (Keiraku) Shiatsu beruht auf der Theorie der traditionellen chinesischen Medizin und geht auf Tadashi Izawa zurück, der 1964 „Meridian and Shiatsu Therapy“ veröffentlichte.
Zen (Iokai) Shiatsu wurde von Shizuto Masunaga begründet und stellt im Verständnis der Namikoshi-Tradition eine Form des Meridian Shiatsu dar, wobei allerdings nicht die klassischen Meridiane der traditionellen chinesischen Medizin behandelt werden, sondern die so genannten „Masunaga-Meridiane“. Im Unterschied zum Shiatsu Namikoshis werden von den Praktizierenden unter anderem auch Ellbogen und Knie eingesetzt, um starken Druck auf die Meridiane ausüben zu können.
Tao Shiatsu geht auf Ryukyu Endo zurück, der ursprünglich der Iokai-Tradition Masunagas gefolgt war. Für Tao Shiatsu typisch ist eine religiöse und spirituelle Praxis, die mit der Anwendung des Shiatsu verbunden wird.
Oha Shiatsu ist die von Wataru Ohashi, einem Schüler von Masunaga, entwickelte Form des Shiatsu.
Macrobiotic Shiatsu geht auf Michio Kushi zurück, der vor allem für die Verbreitung und Weiterentwicklung der Makrobiotik bekannt wurde.
Wesentliche Elemente des Shiatsu nach Namikoshi
- Shiatsu ist Diagnose und Behandlung zugleich (Shindan Soku Chiryo). Es ist Teil der Ausbildung Shiatsu-Praktizierender, mit ihren Händen, Fingern und Daumen eine solche Sensibilität zu entwickeln, dass sie Auffälligkeiten der Haut, des Gewebes, der Temperatur u.ä.m. wahrnehmen und schon mit und in der Berührung behandeln. Dieser Ansatz des Shiatsu unterscheidet Shiatsu unter anderem von der traditionellen chinesischen/japanischen Medizin, da Shiatsu keine vorangehende Diagnose benötigt.
- Shiatsu beruht auf westlicher Anatomie und Physiologie und unterscheidet sich sowohl in der Art seiner Anwendung wie auch in der ihr zugrunde liegenden Theorie deutlich von Anma und der traditionellen Medizin.Shiatsu beruht auf westlicher Anatomie und Physiologie und unterscheidet sich sowohl in der Art seiner Anwendung wie auch in der ihr zugrunde liegenden Theorie deutlich von Anma und der traditionellen Medizin.
- Die im Namikoshi-Shiatsu verwendeten Punkte (Tsubos) und ihre Lokalisation entstammen moderner westlicher Anatomie und Physiologie und wirken auf unterschiedliche Körpersysteme wie Muskeln, Nerven, Kreislauf und Verdauungsapparat. So unterscheiden sie sich in der Begründung von den Tsubos der traditionellen Medizin, mit denen sie in ihrer Lokalisation durchaus übereinstimmen können.
- Shiatsu in der Tradition von Namikoshi setzt ausschließlich Finger, Daumen und gelegentlich auch die Handballen ein, um Druck auf bestimmte Punkte auszuüben.
Anmerkungen/Fußnoten
- 1Zitiert nach www.shiatsupractor.org/isac/newsletter3.htm; der Link ist aktuell nicht mehr verfügbar.
- 2Die Bezeichnung „Derivate Shiatsu“ wie auch die nachfolgenden Kurzbeschreibungen der Stile beruht auf den Ausführungen der Shiatsupractor´s Association of Canada (SPAC; www.shiatsupractor.org):
Tsubo Shiatsu wurde etwa 1980 entwickelt und geht auf Dr. Hiroshi Ishizuka zurück. Bekannt wurde Tsubo Shiatsu durch das gleichnamige Buch von Kiyoshi Ikenaga.
Meridian (Keiraku) Shiatsu beruht auf der Theorie der traditionellen chinesischen Medizin und geht auf Tadashi Izawa zurück, der 1964 „Meridian and Shiatsu Therapy“ veröffentlichte.
Zen (Iokai) Shiatsu wurde von Shizuto Masunaga begründet und stellt im Verständnis der Namikoshi-Tradition eine Form des Meridian Shiatsu dar, wobei allerdings nicht die klassischen Meridiane der traditionellen chinesischen Medizin behandelt werden, sondern die so genannten „Masunaga-Meridiane“. Im Unterschied zum Shiatsu Namikoshis werden von den Praktizierenden unter anderem auch Ellbogen und Knie eingesetzt, um starken Druck auf die Meridiane ausüben zu können.
Tao Shiatsu geht auf Ryukyu Endo zurück, der ursprünglich der Iokai-Tradition Masunagas gefolgt war. Für Tao Shiatsu typisch ist eine religiöse und spirituelle Praxis, die mit der Anwendung des Shiatsu verbunden wird.
Oha Shiatsu ist die von Wataru Ohashi, einem Schüler von Masunaga, entwickelte Form des Shiatsu.
Macrobiotic Shiatsu geht auf Michio Kushi zurück, der vor allem für die Verbreitung und Weiterentwicklung der Makrobiotik bekannt wurde.